Förderpolitik, Backup-Kapazitäten und Nachfrageentwicklung drücken auf die Grosshandelspreise des Strommarktes. Entsprechend ist der Energieanteil des Strompreises in den vergangenen Jahren günstiger geworden. Allerdings trifft dies auf die anderen Komponenten des Strompreises nicht zu. Sowohl Abgaben an das Gemeinwesen, das Netznutzungsentgelt und die Förderabgaben steigen laufend an.

In der energiepolitischen Diskussion ist wiederholt von relativ günstigen Schweizer Strompreisen zu hören. Auf welcher Basis solche Aussagen beruhen, kann nicht immer nachvollzogen werden. In den offiziellen Statistiken der EU und der Schweiz gehört unser Land zu den teuren Standorten. Die Preise für KMU, Industrie und Grossverbraucher befinden sich regelmässig im oberen Drittel des Preisvergleichs. Vergleicht man die Strompreise beispielsweise mit Skandinavien, wo der Strom wie hierzulande mit Wasser- und Kernkraft produziert wird, stellt man einen signifikanten Unterschied fest. Teurer als in der Schweiz ist der Strom nur noch in Ländern, die entweder wie Deutschland hohe Förderabgaben haben oder teure fossil betriebene Kraftwerke, wie beispielsweise Italien.

Die Entwicklung der Industriestrompreise seit 2005 zeigt, dass in der Schweiz von einem hohen Niveau ausgehend bis 2013 eine leicht rückläufige Tendenz festgestellt werden kann. Seither steigen die Preise wieder. Bei den Grossverbrauchern ist die Schweiz deutlich teurer geworden und hat mittlerweile gemessen an den Nachbarländern den gleich hohen Strompreis wie Deutschland.

In Italien ist der Preis traditionell hoch, aufgrund der starken Abhängigkeit von Importen und dem grossen Anteil an Kraftwerken, die mit fossilen Brennstoffen betrieben werden. Allerdings hat sich hier einiges zu Gunsten der Industrie bewegt. Industrie und v.a. Grossverbraucher profitieren von günstigeren Preisen.

In Frankreich ist der Preis traditionell tief, aufgrund des staatlich regulierten Preises und dem hohen Anteil an Kernenergie.

Deutschland weist einen hohen Anteil an kohlebasierter Stromproduktion auf. Der Preis für Kohle und CO2-Zertifikate hat deshalb einen massgebenden Einfluss auf den Strompreis. Mit dem starken Ausbau der Förderung erneuerbarer Energien sind aber auch die Abgaben auf dem Stromverbrauch massiv gestiegen. Innerhalb von wenigen Jahren sind die Stromkosten für die Industrie deshalb zu den höchsten in Europa aufgerückt, wobei Grossverbraucher von gezielten Entlastungen profitieren.

Die Strompreise in Österreich sind v.a. für Grossverbraucher deutlich attraktiver geworden und befinden sich mittlerweile beinahe auf dem Niveau von Frankreich.

Nachfolgende Grafiken zeigen einen Vergleich der Strompreise für KMU, mittlere Industrieunternehmen und Grossverbraucher. Der Preis setzt sich zusammen aus Energie, Netz und Abgaben, aber ohne MwSt. und erstattungsfähigen Steuern bzw. Abgaben.

Im europäischen Vergleich haben sich die Strompreise nicht zum Vorteil für KMU in der Schweiz entwickelt. Mittlerweile sind sie sogar im sonst teuren Italien günstiger geworden.

Auch bei den Industriebetrieben gehören die Preise zu den höchsten in Europa.

Bemerkenswert bei allen drei Kundensegmenten – KMU – Industrie – Grossverbraucher ist die Tatsache, dass es weniger die Preisentwicklung in der Schweiz ist, die zu einem Verlust an Wettbewerbsfähigkeit führt, sondern die Tatsache, dass Wettbewerb und regulatorische Eingriffe in den Nachbarstaten v.a. für Grossverbraucher zu kompetitiveren Strompreisen geführt haben.

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