Länderbericht Schweiz der IEA

Unter allen IEA-Ländern weist die Schweiz die tiefste Klimagasintensität aus. Der Grund dafür liegt in der weitgehend CO2-freien Stromproduktion mit Wasserkraft und Kernenergie. Lob gibt es im Länderreport für die CO2-Abgabe auf Brennstoffen und Tadel für die Verfehlung der Ziele bei den CO2-Emissionen im Verkehr.

Bei der Stromversorgung sieht die IEA die grösste Herausforderung bei der Umsetzung der Energiestrategie 2050 in der Gewährleistung von Netzstabilität und Versorgungssicherheit, ohne dass dabei die Emissionsreduktionsziele der Klimapolitik in Frage gestellt werden.

Energieeffizienzmassnahmen und die neuen erneuerbaren Energien werden nicht ausreichen, um die wegfallende Produktionskapazität zu ersetzen. Deshalb sei ein Stromabkommen zwischen der EU und der Schweiz wichtig, und zwar für beide Seiten, da auch die EU von der schnell abrufbaren Wasserkraft und der Transitkapazität profitiere. Dies führe zu Wohlfahrtsgewinnen für beide Seiten.

Der Energieverbrauch in der Schweiz ist vom Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum entkoppelt. Der Energieendverbrauch liegt 2016 trotz einem Bevölkerungswachstum von 15% und einem Wirtschaftswachstum (BIP) von 30% etwa auf dem Niveau des Ausgangsjahres 2000. Die grösste Reduktion wird im Industriesektor verzeichnet. Die Schweiz ist unter den führenden Ländern bezüglich Energiewandel und weist den zweitniedrigsten Energieverbrauch (Gesamtenergieverbrauch /BIP) und die tiefste Karbonintensität (CO2/BIP) aus. Auch pro Kopf der Bevölkerung gemessen sind die Werte deutlich unter dem Durchschnitt der IEA-Länder.

Es wird schwieriger, von einer solch tiefen Ausgangsbasis weitere Fortschritte Richtung Klima- und Umweltziele zu machen, weil die effizienteren Massnahmen bereits umgesetzt sind. Die Herausforderungen sind umso grösser weil der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossen wurde.

Die IEA ermutigt die Regierung, eine strategische Vision für den Rollout von Elektromobilität zu entwickeln. Diese solle mit dem Strommarktdesign gekoppelt werden und die Möglichkeiten digitaler Technologien nutzen.

Positiv erwähnt wird die Unterstützung für den Ausbau der Wasserkraft. Sie müsse aber von einer Reform der Wasserzinsen begleitet werden, weil letztere die finanzielle Überlebensfähigkeit eines grossen Teils der Wasserkraft beeinträchtige. Das Regime der Wasserzinsen soll flexibel vom Marktpreis abhängig gemacht werden.

Kritisiert wird die Tatsache, dass es für die zweite Phase der Energiestrategie keinen Plan für Massnahmen gibt, mit denen die mittel und langfristigen Energie und Klimaziele erreicht werden können.

Drei Faktoren werden den Schweizer Strommarkt nach 2020 bestimmen:

  1. Der Ausstieg aus der Kernenergie, der 2019 mit der Stilllegung des Kernkraftwerks Mühleberg beginnen wird, akzentuiert speziell im Winter, wenn der Bedarf schon heute die inländische Produktion übersteigt, die Frage nach der Versorgungssicherheit. Ein höherer Importbedarf wird die Folge sein.
  2. Die Ziele für den Ausbau erneuerbarer Energien in der Energiestrategie 2050, zusammen mit dem Ausstieg aus der Kernenergie werden einen Einfluss auf die Stromversorgung haben. Substanzielle Investitionen in die Modernisierung und den Ausbau der Stromnetze werden nötig sein, um höhere Importe und stochastisch einspeisende erneuerbare Energien sowie intelligente Stromnetze zu ermöglichen.
  3. Die Strommarktöffnung und ein Stromabkommen mit der EU werden die institutionellen, finanziellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verändern, auf denen der Schweizer Strommarkt basiert. Das stark dezentralisierte System mit mehr als 600 EVUs ist teuer, weniger effizient und im Vergleich zu anderen IEA-Ländern durch eine hohe Fragmentierung gekennzeichnet. Die grosse Anzahl von Verteilnetzbetreibern behindert Investitionen in intelligente Netze, Innovation und neue Dienstleistungen. Zudem sind die Verteilnetzbetreiber nicht entflochten. Die Regierung solle sich überlegen, wie die regulatorischen Rahmenbedingungen gestärkt werden können, um die Netzeffizienz zu verbessern.

Die IEA bezieht ihre Informationen vom BFE. Es erstaunt deshalb nicht, wenn der Bericht im Wesentlichen die Standpunkte wiedergibt, die vom BFE portiert werden.

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